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Die September-Fragen für die Blog-O-Quest sind draußen, diesmal gestellt von Timber’s Diary. Regeln gibt’s unter dem Startbeitrag, Thema sind diesmal Charaktere. Also los:

rpg-blog-o-quest_logo31. Nach welchen Gesichtspunkten und aufgrund welcher Inspirationen baust du deine Charaktere?

Es passiert eigentlich sehr selten, dass ich Charaktere aufgrund von Inspirationen im Sinne von Büchern, Filmen oder Serien erstelle, also einen Filmhelden oder den Protagonisten eines Romans nachbaue. Vielmehr überlege ich mir, was interessant wäre, im gegebenen Setting zu spielen, welche Klischees es dort gibt und ob es nicht doch interessanter wäre, diese zu brechen. So habe ich mir für den vielleicht bald startenden Pathfinder-Abenteuerpfad Unter Piraten als mögliche Charakterkonzepte neben dem „typischen“ Piraten mit Säbel und Augenklappe und dem wahrscheinlich genauso typischen Barden auch einen wasserhassenden Zwergenkämpfer zurechtgelegt.

Als Spielleiter mache ich es oft, dass ich mir Bilder von Abenteurern als Inspirationsquelle nehme und daraus NSC stricke. So habe ich immer gleich etwas, das ich den Spielern zeigen kann, wenn der NSC das erste Mal in Erscheinung tritt. Ist einfacher, als erst den NSC zu bauen und dann stundenlang nach einem passenden Bild zu suchen …

2. Was fällt dir am Leichtesten bzw. am Schwersten beim Charakterbau und warum?

Ich muss ja zugeben, dass ich tief in meinem Herzen Gamist bin, daher fällt mir normalerweise die regeltechnische Umsetzung meiner Charakteridee am einfachsten (es sei denn, ich werde von zu vielen Optionen erschlagen, die alle irgendwie passen könnten).

Am schwersten fällt mir oft, ein interessantes Dilemma für meinen Charakter zu finden, damit dieser auch spielbare Tiefe bekommt und nicht nur durch seine Fähigkeiten glänzen kann. Ich finde, ein Charakter muss auch immer etwas Negatives haben, es sollte aber wie gesagt interessant sein, also das Spiel bereichern und von anderen Spielern bzw. dem Spielleiter angespielt werden können.

3. Recycelst du gelegentlich Charaktere, die du in einer früheren Runde schon einmal gespielt hast, für neue Runden und warum oder warum nicht?

Nein, eigentlich nicht. Ich versuche vielmehr, individuell auf die Kampagne und/oder das Setting zugeschnittene Charaktere zu erstellen. Außerdem möchte ich ja nicht immer das gleiche spielen, sondern (wenn man zum Beispiel ein System wie Pathfinder hernimmt) auch mal andere Rassen, andere Klassen oder eine andere Ausrichtung an Talenten oder Zaubern ausprobieren. Wäre es nicht langweilig, in jeder Runde einen elfischen Waldläufer zu spielen?

Selbst als Spielleiter kommt es sehr selten vor, dass ich einen NSC auf die gleiche Art und Weise in verschiedenen Kampagnen benutze. Für mich gehört ein Charakter immer zu einer Geschichte; die meisten sind so spezifisch auf den Kontext der Kampagne zugeschnitten, dass sie schwer in eine andere Kampagne zu übertragen sind. (Ich rede jetzt von wichtigen NSC, die auch einen Teil der Handlung tragen, nicht von austauschbaren NSC wie Ladenbesitzern, Wirten, Wachen oder ähnliches.)

4. Wie stehst du zum Charaktertod? Darf dein Charakter sterben bzw. unter welchen Umständen?

Eine interessante und für mich sehr aktuelle Frage, da erst vorletzte Woche mein Lieblingscharakter in unserer Spelljammer-Kampagne nach x Jahren gestorben ist (wer meinen Blog seit längerem verfolgt: ja, Garx Beebleblox ist tot!). Leider war es kein epischer Tod, so wie ich ihn mir vielleicht gewünscht hätte – vielmehr ist er beim Fischen gestorben. Auf einem unbekannten Wasserplaneten haben die Charaktere große Fischvorkommen entdeckt und sich entschieden, ihre spärliche Weltraumkost durch frischen Fisch aufzuwerten. Dabei sind sie etwas unvorsichtig zu Werke gegangen und haben eine Drachenschildkröte aufgeschreckt, welche ihr Schiff mit Feuerodem eingedeckt hat. Leider war der verursachte Schaden (Reflexwurf missglückt) für Garx zu viel des Guten.

Aber ich schweife ab. Da ich in den letzten 31 Jahren hauptsächlich Spielleiter war und nur in den letzten drei bis vier Jahren auch regelmäßig selber spiele, war dies mein erster Charaktertod überhaupt. Und obwohl ich Garx gefühlte 20 Jahre (mit Unterbrechungen) gespielt habe, ging sein (plötzlicher) Tod für mich in Ordnung. Ja, meine Charaktere dürfen sterben. Vielleicht nicht, weil sie irgendwo falsch abbiegen, aber weil sie (dumme) Entscheidungen treffen und dann mit den Konsequenzen leben müssen (und auf einem vollkommen unbekannten Planeten fischen zu gehen und dabei alle Vorsichtsmaßnahmen fallen zu lassen, ist eine verdammt dumme Entscheidung).

Ein Charaktertod zeigt mir, dass der Spielleiter nicht schummelt oder die Erzählung so dreht, dass mein Charakter überlebt. Dann wüsste ich nämlich nie, ob die Erfolge meines Charakters durch seine — und meine(!) — eigenen Fähigkeiten entstanden sind, oder ob der Spielleiter mich gnädigerweise „gewinnen lassen“ wollte. Deswegen mag ich es auch, wenn alle am Tisch, also auch der SL, offen würfeln. Eine gefährliche Welt sollte auch als gefährlich dargestellt werden.

So ein Tod kann aber nämlich viele neue Möglichkeiten öffnen. Wie wird unsere Spelljammer-Kampagne weiterlaufen, jetzt, wo unsere Gruppe ihren Anführer verloren hat? Schafft es Garx‘ Teilhaberin (ein anderer SC) das gemeinschaftliche Handelsunternehmen ohne ihren gewitzten Kompagnon erfolgreich weiterzuführen? Ich persönlich werde nun einen NSC übernehmen, der uns seit Jahren begleitet, und ihn als SC weiterspielen – eine telepathisch begabte Katzenvolk-Schurkin. Auch eine neue Herausforderung!

5. Was bedeutet Charakterentwicklung für dich?

Dass man nicht nur regeltechnisch an seinen Erfolgen und Herausforderungen wächst, sondern auch als Person. Dass man auf der anderen Seite seine Niederlagen und Fehlschläge nicht einfach wegsteckt, sondern dass sie Spuren hinterlassen. Dass der Charakter am Ende einer Kampagne ein anderer ist, als am Anfang. Dass das Spiel auch nach dem Tod eines anderen Charakters weitergeht, dass sich aber Dinge ändern!

Bonusfrage

Der unfähigste Charakter, den ich je gespielt habe, war der elfische Magier aus unserer D&D5-Runde auf der RatCon 2017, weil dem absolut jeder (und ich meine JEDER) Wurf an diesem Abend missglückt ist. Er hatte normale Werte für einen Magier der 3. Stufe, aber er hat NICHTS auf die Reihe bekommen. Lustig war’s trotzdem!