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Heute möchte ich ein ganz spezielles Buch aus meinem Archiven ziehen, ich möchte hier nämlich gerne den Hintergrund meiner zur Zeit laufenden Kampagne „Das Buch von Al’Barak“ vorstellen. Das Ganze spielt in einer eigenen Welt, welche aus der „Mystara“-Welt hervorgegangen ist, die erstmals in der blauen D&D-Box aufgetaucht ist. Um diese Beschreibung aber allgemeiner zu halten, habe ich die auftauchenden Namen, wenn sie aus dem Originalsetting stammen, durch Umschreibungen ersetzt. Wie bereits auf der Seite „Über dieses Blog“ beschrieben, habe ich viele Ideen und Inspirationen aus der Geschichte des Inselstaates Malta, aus „Star Wars – The Clone Wars“, aus David Eddings Saga „Das Auge Aldurs“ und aus „Star Trek: Deep Space Nine“ erhalten. Gespielt wird übrigens mit D&D 3.5.

Hintergrund

Vor etwa drei Jahrtausenden wurde die Inselgruppe, auf welcher die Kampagne spielt und die den Namen Lijas Naxra (sprich: „’lid·jas ’nasch·ra“) trägt, von einer Rasse intellektuell hoch entwickelter Elfen bewohnt, welche zwar mit den heute bekannten Hochelfen entfernt verwandt waren, sich aber deutlich von diesen unterschieden. Sie nannten sich selbst Mero – Denker. Lijas Naxra war eine Art musisches Zentrum, ein Ort der Stille und Meditation, des Lehrens und Lernens, der Diskussion und des Disputes über Philosophie, Theologie, Ethik und Moral, aber auch über Mathematik, Physik und nicht zuletzt Magie. Die „Inseln der Ehre“, so die übersetzte Bedeutung, trugen diesen Namen, weil die Elfen es als Ehre empfanden, hier leben und studieren zu dürfen – der Name hat also nichts mit der Ehre der Ritter und Paladine zu tun, welche heute sehr häufig als Erklärung dieses Namens herangezogen wird.

Die Inseln waren seinerzeit überzogen mit Klöstern, Schulen und Dalinorien – das waren etwas erhöhte Plattformen aus weißem Marmor, die von vier Säulen umringt waren und auf denen sich die Mero trafen um zu diskutieren. Es gab unzählige Türme mit Laboratorien, eine Universität und die größte bekannte Bibliothek, in der – so sagen die Legenden – das gesamte Wissen der Welt gespeichert war. Durch ihre Studien waren die Mero außerordentlich mächtig im Bereich der Magie – sie besaßen eine Macht, die sich nicht mit anderen Elfen oder den Menschen, sondern nur mit derer der Unsterblichen messen konnte – und waren auch technisch sehr weit fortgeschritten; so hatten sie sich schon Dampf dienbar gemacht, bevor die Zwerge auch nur ansatzweise daran dachten und die Gnome überhaupt das Licht der Welt erblickten.

Nun waren die Mero jedoch nicht nur sehr mächtig, sondern durch ihre philosophischen Studien auch sehr weise. So erkannten sie, dass ihre große Macht auch eine große Verantwortung und eine große Gefahr darstellte, sollte sie in die falschen Hände geraten. Nach langen Diskussionen, die über ein Jahrzehnt lang geführt wurden, beschlossen die Mero, alle Aufzeichnungen ihres Wissen zu vernichten, so dass dieses einzig und allein in den Köpfen der Elfen selbst existiere.

Auf Lija Mtarfa, der zweitgrößten Insel des Archipels, lebte zu diesem Zeitpunkt ein Elf namens Al’Barak, der als der beste Philosoph der Mero galt. Zwei Tage, nachdem die Vernichtung der Aufzeichnung beschlossen war, erschien diesem plötzlich Llothlloriëll, der Gott der Weisheit. Er zeigte Al’Barak durch Visionen, welches Unheil geschehen würde, würden die Mero ihr Wissen vernichten. Lange diskutierten Al’Barak und Llothlloriëll darüber, bis der Elf nahe daran war, den Verstand zu verlieren. Er wurde wieder und wieder von Visionen geplagt, welche er im Zustand geistiger Umnachtung wie eine Marionette in einem Buch niederschrieb. Diese Schrift ist seither als „Das Buch von Al’Barak“ oder einfach als „Die Prophezeiung“ bekannt.

Niemand weiß, was in den Seiten des Buches von Al’Barak verborgen steht, denn nur die ersten drei Seiten sind in einem uralten elfischen Dialekt verfasst. Der Rest des Buches ist mit Schriftzeichen geschrieben, die niemand jemals zuvor gesehen hatte und auch niemand übersetzen konnte – selbst mit der mächtigsten Magie nicht. Die ersten drei Seiten berichten davon, dass das Böse sich auflehnen wird, die Welt zu erobern, und dass eine Gruppe von sechs Personen kommen wird, um dies zu verhindern.

Al’Barak erkannte nach der Diskussion mit Llothlloriëll, dass es nichts nütze, die Aufzeichnungen zu vernichten. Solange das Wissen noch in den Köpfen der Elfen gespeichert war, stellten auch sie eine ständige Gefahr für die Welt dar. Nach einem weiteren Jahrzehnt kontroverser Diskussion entschied man sich dazu, mit samt des gesammelten Wissens die Welt zu verlassen. Al’Barak, wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und immer noch der beste Philosoph, führte ein zweites, langes Gespräch mit Llothlloriëll und konnte ihn schließlich dazu überreden, alle Mero mit in seine Heimat auf den Äußeren Ebenen zu nehmen. So verschwanden die Mero mit ihrer Macht und ihrem Wissen von der Welt, und nur ihre uralten Ruinen blieben zurück, die sich immer noch zahlreich auf den Lijas Naxra befinden. Das Buch von Al’Barak liegt seither verborgen in einem Tempel auf der Halbinsel Vigona, auf dem viele, viele Jahrhunderte später einmal die prächtige Stadt Contumacia erbaut werden sollte.

Aber Llothlloriëll wäre nicht der Gott der Weisheit, hätte er nicht in weiser Voraussicht ein „Hintertürchen“ offen gelassen, über den die Mero wieder in die Welt zurückgeholt werden könnten. Hierbei handelt es sich um ein magisches Artefakt, welches „Vortex“ genannt wird – eine etwa 30cm durchmessende, unzerstörbare Glaskugel, in der sich ein violetter Nebel in einer Art Minitornado beständig um seine eigene Achse dreht und aus dem in unregelmäßigen Abständen blaue Blitze an die Oberfläche der Kugel zucken. Dieses Artefakt befindet sich tief verborgen in einem alten Mero-Tempel irgendwo auf einer der Inseln des Archipels – bewacht von einem mächtigen, uralten Drachen. Wird es aktiviert, so kehren die Mero samt ihrer Magie, ihrem Wissen und ihrer Macht auf die Welt zurück.

Jedoch verließen nicht alle Mero Mystara – zwei von ihnen blieben heimlich zurück: Callanor und Mellira. Sie waren ein junges Pärchen, frisch verliebt, noch unerfahren und naiv. Sie waren ein gefundenes Ziel für die Gottheit, deren Namen man nicht nennt. Dieser zog die beiden jungen Elfen durch Einflüsterungen auf seine Seite, schmeichelte ihnen damit, wie viel Macht sie durch ihr Wissen erlangen und wie viel Reichtum sie dadurch anhäufen könnten. Callanor und Mellira fielen auf die Einschmeichelung der bösesten aller Gottheiten herein und verließen Lijas Naxra heimlich in Richtung Norden – in das Reich des Chaos. Verdorben durch das Gedankengut des Gottes, schlugen sie einen Pfad des Bösen und des Verderbens ein. Callanor widmete sich den Studien der Nekromantie, Mellira wurde zu einer mächtigen Beschwörerin und ließ sich mit den Dämonen ein.

Schnell erkannten die beiden, dass die Rasse der Mero den Menschen, Elfen und Zwergen bei weitem überlegen war – und Callanor hatte eine Vision. Zusammen mit Mellira wollte er den Grundstein für eine neue Generation von Mero-Elfen legen, mit deren Macht und deren Fähigkeit der Magie, aber ohne deren intellektuelle Skrupel, um so die Welt zu beherrschen. Leider hatte Mellira ihren Körper jedoch schon den Dämonen versprochen, so dass sie nur einen einzigen Sohn, Ellinor, gebar, bevor sie starb.

Callanor war darüber sehr wütend, sah er seine Vision vom Herrscher der Welt doch wanken. Jedoch war er nicht unermüdlich, seinem Sohn das Wissen der Mero zu lehren, als dieser alt genug war. Er bildete ihn zu einem der gefährlichsten Thaumaturgen und mächtigsten Krieger aus, den die Welt je gesehen hatte. Als Ellinor auf dem Höchststand seiner geistigen und körperlichen Kräfte stand, tötete Callanor ihn, konservierte jedoch seinen Körper und seinen Geist mit Hilfe mächtiger Nekromantie, so dass diese über Jahrhunderte hinweg erhalten blieben.

Nun begann Callanor damit, einen Weg zu suchen, seinen Sohn zu vervielfachen, um auf diese Weise eine mächtige Armee der Finsternis aufstellen zu können. Die ersten Versuche waren nicht von Erfolg gekrönt, und so langsam lief Callanor die Zeit davon. Er entschloss sich zu einem drastischen Schritt, um Unsterblichkeit zu erlangen, und wurde zu einem Leichnam. Von nun an hatte er genügend Zeit, seinen bösartigen Plan in die Tat umzusetzen.

Tatsächlich gelang es ihm nach Jahrhunderten der Forschung, den Körper und den Geist seines Sohnes zu kopieren. Er erschuf sich auf diese Weise eine kleine Gruppe von loyalen Anhängern, die er selbst „Stammväter“ nannte. Da der Prozess der Kopie jedoch sehr langwierig war, fing Callanor irgendwann an, Stammväter und gar Kopien der Stammväter zu kopieren. Jedoch stellte er dabei fest, dass einige der Kopien mächtiger waren, als andere, und auch teilweise etwas unterschiedliche Charakterzüge und Begabungen aufwiesen, was ihn verwunderte. Trotzdem stellte er im Laufe der Jahrhunderte eine Armee zusammen, welche in die Hunderttausende geht.

Zu dieser Zeit geschah es, dass ein unbekannter Schwarzer Reiter aus einem plötzlichen Nebel auftauchte und Callanor ein schwarzes, in Blut geschriebenes Buch überreichte, bevor er genauso mysteriös wieder verschwand. In diesem Buch musste Callanor lesen, dass sein Plan, die Welt zu erobern, zum Scheitern verurteilt war – denn ein alter Mero namens Al’Barak hätte prophezeit, dass die Mero auf die Welt zurückkehren und ihn daran hindern würden, sollte er es versuchen. Allerdings wurde in dem Buch, welches „Die Prophezeiung vom Tod des Drachen“ genannt wird, auch der Vortex erwähnt, und dass dieser die einzige Möglichkeit für die Mero bildet, wieder in diese Welt zu gelangen. Zu Callanors Verdruss wurde jedoch weder beschrieben, wo man den Vortex findet, noch, wie dieser zu zerstören ist.

Allerdings beschrieb das Buch auch, dass eine Gruppe von sechs Auserwählten in seine alte Heimat Lijas Naxra kommen würden, die als einzige den Vortex finden und aktivieren könnten. Also rief Callanor seine Stammväter zu sich, und zusammen arbeiteten sie einen perfiden Plan aus, um das Problem zu lösen: den Vortex konnten sie nicht finden und zerstören, wohl aber die Auserwählten. So erschufen sie eine neue Rasse von Gestaltswandlern, die jedes beliebige Lebewesen perfekt nachahmen konnten, um auf diese Weise Lijas Naxra zu infiltrieren und so die Auserwählten zu finden und zu töten. Gleichzeitig könnten sie so die Inseln der Ehre erobern und als Brückenkopf auf ihre Angriffe auf die Bekannte Welt nutzen.

Und das ist letztendlich das, was auf den bisher nicht entzifferten Seiten des Buches von Al’Barak zu finden ist: eine Beschreibung, wie die sechs Auserwählten den Vortex finden, ihn aktivieren und zusammen mit den zurückkehrenden Mero die Welt vor Callanor und seiner Armee geklonter Kampfmagier und Gestaltswandler retten werden.