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Logo_RSPKarneval_500pxDer Karneval der Rollenspielblogs wird in diesem Monat von Neue Abenteuer ausgerichtet und es geht um das Thema „Und was kommt danach? Der Tod und das Sterben im Rollenspiel“. Da ich schon sehr lange nicht mehr an einem Karneval teilgenommen habe, wollte ich mal wieder etwas auf das virtuelle Papier bringen – und war selbst überrascht, wie viel mir zu diesem Thema eingefallen ist. Insgesamt drei Artikel kommen in den folgenden Tagen, hier der erste Streich.

In der Vergangenheit habe ich festgestellt, dass ich keine Todesszenen leiten kann – ich beschränkte mich dabei nämlich meist auf die reine „Mechanik“ des Sterbens, ohne dabei wirklich die Dramatik rüberbringen zu können, die eine solche Szene zwangsläufig mit sich bringen sollte. So hätte sich eine solche Szene zum Beispiel bei Pathfinder auf das typische „Mache mal Deine Konstitutionsprobe“ und das anschließende „Du verlierst einen weiteren Trefferpunkt“ beschränkt, bis der Charakter dann seinen negativen Konstitutionswert erreicht hat und stirbt. Langweilig.

Bei einem One-Shot, wo die Spieler nicht (oder nur wenig) an ihren Charakteren hängen, wäre mir das sogar egal, aber nicht während einer Kampagne, in der die Bindung zwischen den Spielern und ihren Figuren doch recht stark werden kann.

Zugegeben sind in meinen Kampagnen schon seit mehreren Jahren keine Spielercharaktere mehr gestorben, was aber nicht daran liegt, dass ich eine schützende Hand über die Charaktere halte oder sie besonders schone. Wir würfeln offen, und das Ergebnis zählt, es könnt also jederzeit passieren – auch während eines eigentlich unwichtigen Scharmützels.

Ich habe mir daher (bereits vor einiger Zeit, nachdem in unserer Königsmacher-Kampagne der Kämpfer während eines Gefechtes mit einer Horde Zombies im Sterben lag und es wieder mechanisch langweilig wurde) einen kleinen Fragenkatalog zusammengestellt. Dieser beinhaltet ein paar Fragen, die dem sterbenden Charakter in den Sinn kommen könnten, während er auf das Unausweichliche wartet – oder darauf, in letzter Sekunde gerettet zu werden.

Die erste Frage, die ich jeweils stellen würde, wäre ein recht allgemeines

  • Was fühlst Du gerade?

Danach würde ich die Fragen variieren, entweder abhängig von der Antwort auf die erste Frage, abhängig vom Charakter, oder zur Not auch per Zufall bestimmt (1W20):

  1. Wenn Dir jemand eine zweite Chance geben würde, was würdest Du anders machen?
  2. Welche Deiner Taten bereust Du am meisten im Leben?
  3. Was, das Du in Deinem Leben nicht getan hast, bereust Du am meisten?
  4. Wen wirst Du am meisten vermissen?
  5. Wer wird Dich am meisten vermissen?
  6. Was war Dein größter Erfolg im Leben?
  7. Was war Dein größter Misserfolg im Leben?
  8. Was war Dein größter Fehler im Leben?
  9. Hast Du Dein Lebensziel erreicht?
  10. Hast Du Deine Träume verwirklicht?
  11. Hast Du Angst davor, zu sterben?
  12. Wer wartet auf Dich „auf der anderen Seite“?
  13. Was glaubst Du, wird jetzt mit Dir passieren?
  14. Welches Geheimnis nimmst Du mit ins Grab?
  15. Wird wohl jemand Deinen Tod rächen? Wer?
  16. An welchem Ort wärst Du jetzt lieber als hier?
  17. Wo würdest Du gerne begraben werden?
  18. Meinst Du, [Hier Name der Totengottheit einfügen] erbarmt sich Deiner Seele?
  19. Meinst Du, Deine Gefährten kommen lebend aus diesem Schlamassel heraus?
  20. Warum? Warum Du?

Bei Pathfinder ist es nun ja so, dass ein Charakter im schlimmsten Fall einen Trefferpunkt pro Runde verliert und erst dann stirbt, wenn seine negativen Trefferpunkte seinen Konstitutionswert erreichen. Dies kann unter Umständen schon recht lange dauern – wenn zum Beispiel ein Kämpfer mit Konstitution 20 bei ‑1 TP in den Zustand sterbend gelangt, sind schon fast alle Fragen des Katalogs aufgebraucht, bis er ‑20 TP erreicht. Daher würde ich versuchen, die Fragen so zu verteilen, dass der Charakter drei oder maximal vier von ihnen gestellt bekommt, bis er stirbt.

Aber was passiert dann in den anderen Runden, um zu verhindern, dass die Szene wieder auf die reine Mechanik zurückfällt? Kurze Beschreibungen, maximal ein Satz, könnten hier helfen – hier 1W6 Ideen:

  1. Die Schmerzen des sterbenden Charakters beschreiben, den Geschmack in seinem Mund oder das Donnern in seinen Ohren, den erniedrigenden Fußtritt eines beiläufig vorbeigehenden Gegners (der noch mal 1W4 Punkte Schaden verursacht).
  2. Die Situation beschreiben, in der sich der sterbende Charakter befindet, zum Beispiel das Blut, das aus seiner Wunde sickert und seine Kleidung durchnässt, oder seine Hände, die nach dem Dolch tasten, der immer noch in seiner Seite steckt.
  3. Die verzerrte Wahrnehmung des Charakters beschreiben, der aus einem Dämmerzustand noch mitbekommt, was um ihn herum passiert, aber auch, wie sich die Wahrnehmung ändert, langsam verschwimmt und „in die Ferne rückt“.
  4. Beschreiben, wie der Charakter aufgrund des Deliriums langsam halluziniert und Dinge wahrnimmt, die gar nicht da sind, zum Beispiel Rote Drachen, die plötzlich auf dem Schlachtfeld auftauchen oder Wände, die sich langsam nähern.
  5. Mit weiteren kurzen Details auf die Antworten eingehen, die der Spieler auf die letzte Frage geantwortet hat.
  6. Den anderen Charakteren beschreiben, was mit dem sterbenden Charakter passiert, auch um die Dramatik zu unterstreichen, dass der Charakter sterben wird, wenn ihm nicht bald geholfen wird!

Passender wäre es etwa bei D&D 5E, wo man in jeder Runde, in der ein Charakter im Zustand sterbend liegt, einen Rettungswurf machen muss, und die Figur dann bei drei gescheiterten Rettungswürfen stirbt. Hier könnte man jeweils eine der Fragen stellen, wenn einer der Rettungswürfe misslingt.

Hättet ihr noch weitere Fragen, um die Liste zu erweitern?

Passen Liste und Vorgehen auch auf andere Systeme, die ihr spielt, und wie könnte sie dort angewandt werden?