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Ich starte OpenOffice und erstelle ein neues Dokument, um einen Blogartikel zu schreiben. Auf dem weißen, virtuellen Papier erscheint oben links eine einsame Absatzmarke, daneben blinkt erwartungsvoll der Cursor. Und dann …?
Ja, nix …!
Eigentlich wollte ich doch nur mal eben schnell einen Spielbericht loswerden. Oder endlich mal wieder eine Idee für einen Karnevalsbeitrag entwickeln. Aber irgendwie sprudelt gerade nichts neues aus meinen Gehirnwindungen, fünf Minuten später blinkt der Cursor immer noch neben der einsamen Absatzmarke, als wollten die beiden mich verhöhnen.
Aber, so denke ich, ich wollte ja noch ein paar OnePager für Rippers schreiben, und einer ist ja sogar schon halb fertig – es müssten nur noch ein paar Details ergänzt und ein paar Plothooks gebaut werden. Also wird das Dokument noch mal gelesen, damit ich mir noch mal ins Gedächtnis rufen kann, was ich mir „damals“ denn so überlegt hatte. Ach ja, der OnePager baut ja auf einem anderen auf, also wird dieser auch noch mal schnell gelesen … Eine halbe Stunde später erwische ich mich dabei, wie ich auf Youtube ein Let’s Play gucke, obwohl ich doch eigentlich einen Artikel für den Blog schreiben wollte … Zwischenzeitlich habe ich aber noch ein paar andere meiner OnePager nochmals gelesen, danach drei Verzeichnisse meiner Festplatte aufgeräumt, wobei mir aber eingefallen ist, dass ich für meine D&D-Kampagne ja noch ein paar Bilder für wichtige NSC benötige, wodurch ich dann über verschlungene Umwege bei Youtube gelandet bin.
Also zurück auf Anfang. Ich könnte natürlich auch die Schiffskampfregeln unserer Pathfinder-Spelljammer-Kampagne auf das virtuelle Papier bannen, die sind in Stichworten immerhin schon fertig, ich muss sie ja „nur noch“ ausformulieren. Müßig zu sagen, dass ich mich eine halbe Stunde später dabei erwische, wie ich Makros in roll20 programmiere …
Daraufhin schließe ich OpenOffice, weil ich das nervtötende Geblinke des Cursors nicht mehr ertragen kann, fahre den Rechner runter und gehe frustriert ins Bett.
Seit zwei Monaten passiert mir das nun immer wieder so (oder so ähnlich). Wer meinen Blog regelmäßig liest, wird bemerkt haben, dass die Frequenz der Beiträge kontinuierlich nach unten geht. Das passiert zwar schon mal ab und zu, weil der stressige Projekt-Job manchmal zu viel Freizeit einfordert. Zeit zum Schreiben kann ich mir momentan aber ganz gut abzweigen, aber bis auf ein, zwei Antworten auf den aktuellen Blog O Quest kommt zurzeit leider nicht viel neues – vor allem nichts kreatives und konstruktives. Spielmaterial, OnePager, Raumkampfregeln … alles Fehlanzeige.
Diagnose – Schreibblockade?
Keine Ahnung mehr, was man schreiben (oder besser: wie man es formulieren) soll, obwohl einem dies früher „locker flockig“ von der Hand ging? Selbst zu diesem Post habe ich drei Anläufe benötigt, ihn x-mal umgeworfen und gewiss genauso oft den Cursor verflucht.
Oder setze ich mich einfach selbst viel zu sehr unter Druck? Als jemand, der nicht nur seinen Arbeitstag, sondern auch seine Freizeit mittels To-Do-Listen organisiert, werde ich täglich daran erinnert, dass ich doch noch „dringend“ einen OnePager schreiben „muss“ …
Oder hat sich einfach mein Schwerpunkt gerade ein wenig verlagert? Ich spiele gerade so oft wie schon lange nicht mehr (in drei Kampagnen parallel und schiebe zwischendurch den ein oder anderen OneShot ein), so dass sich der Schwerpunkt vom Bloggen als „Ersatzbefriedigung“ weg und wieder hin zum Spielen bewegt hat? Dass vielleicht dadurch einfach Lust / Energie / Motivation fehlt, Dinge so aufzubereiten, dass sie auch für Dritte interessant sind?
Oder ist es gar eine Art allgemeines Sättigungsgefühl? Kann man denn genug oder gar zu viel Zeit in das Hobby „Rollenspiel“ investieren? Sind es zu viele Baustellen parallel, so dass man zwar an allen beständig werkelt, aber nie eine richtig abschließen kann?
Hmmm …
Habt ihr so etwas selber auch schon mal erlebt und hattet eine Schreibblockade und/oder ein Motivationstief? Wie seid ihr da wieder „herausgekommen“? Über Erfahrungsberichte und Tipps würde ich mich freuen …!
P.S.: Nein, diesen Monat wird es leider keine Antwort auf den Blog O Quest geben. Gründe siehe oben.
Klar, kennt wohl jeder.
Mir geht’s derzeit ähnlich, und auch aus ähnlichen Gründen – Spielen ist grad wichtiger als schreiben, und das ist wohl auch gut so. Denn letztlich ist ja das Spielen unser Hobby, und Kreativität ist ein begrenztes Gut.
Mein Tipp: handle entsprechend deiner aktuellen Prioritäten und mach dir keinen Kopf. Ein paar Wochen Pause schaden keinem.
Ach, Phasen sind keine schlechte Sache. Vielleicht ist es eine Kombination aus den genannten Ursachen, wer weiß.
Ich persönlich nutze ja eher den anderen Weg, mich gerade in Flautenphasen möglichst wenigstens zu Stöckchen, Blog-O-Quests und so aufzuraffen, um den Faden nicht gänzlich abreißen zu lassen. Ich denke auch oft, dass ich vor einigen Jahren noch deutlich kreativer war, was meinen Output angeht (ob nun bezogen auf’s Bloggen oder – mehr noch – auf das Ausarbeiten von Ideen in irgendwelchen Aktenordnern und so). Kommt schon irgendwann wieder. 🙂
Ich hab übrigens auch To-Do-Listen, handle diese aber je nach Gegebenheiten des Alltags flexibel und z.B. nicht mit Deadlines oder so.
Hm, und ich spiele/leite an sich schon recht viel (2015 80+ Sessions, 2016 bin ich bislang so bei 35), aber das schlägt sich wenn, dann nur vom zur Verfügung stehenden Zeitkontingent her nieder. Dass ich darum weniger Lust hätte oder ein (Über)sättigungsgefühl, kenne ich nicht. Flauten kenne ich zwar auch, aber die sind eher zusammenhanglos.
Mal geht es rund im GKblog, viele News, Ideen und dann waren es am Ende des Jahres jeden tag ein (oft kleiner) Artikel. Derzeit lasse ich mir selbst Luft und ich schreib drei pro Woche. Da setz ich mich nicht unter Druck.
Und spielen ist ehh wichtiger. Die 80 Sessions von Clawdeen dürfte ich schlagen können … 😉
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