Schlagwörter
Die Wohnung, Gunther Tannberg, Kapitel 1, Schwarze Diamanten, Shadowrun
[<==back: Ankunft, Teil 1] ... [<==back: Ankunft, Teil 5]
Gunther schaut sich nervös um, ob auch wirklich niemand ihn beobachtet hat, aber Paul ist in seiner Wohnung verschwunden und der Flur ist leer. Er hatte mit allem gerechnet, insbesondere damit, dass er den Scanner hacken muss, um dessen Daten zu manipulieren oder ihn außer Betrieb zu setzen. Aber dass dieser einfach so auf sein Auge anspringt, lässt einen Kloß in seinen Hals wandern. Hatte Bovzek vielleicht doch recht gehabt mit seinen Bedenken? ‘Ich würde das nicht tun, hör auf einen alten Freund’, hatte der Ork mehr als einmal gesagt.
Mit den Fingerspitzen schiebt er vorsichtig die Tür einen Spalt auf, gerade weit genug, um einen Blick hineinzuwagen. Hinter der Tür empfängt ihn jedoch Schwärze – anscheinend sind die Rollläden geschlossen. Mit zitternden Fingern tastet Gunther nach dem Lichtschalter und wenig später spendet eine defekte Energiesparlampe ein wenig flackerndes Licht. Mit einem tiefen Atemzug schiebt Gunther die Tür weiter auf. “Hallo?”, ruft er verunsichert.
Es erfolgt jedoch keine Antwort. Ein gutes Zeichen? Vorsichtig geht Gunther ein, zwei Schritte in die Wohnung hinein und steht in einem kleinen Flur, von dem zwei Türen abgehen.
Das Licht der flackernden Lampe wirft unheimliche Schatten an die Wände, was zusätzlich noch durch alte Kleiderhaken zu seiner Linken verstärkt wird. Gunther kann vom Flur aus in zwei angrenzende Räume schauen. Vor ihm liegt eine Art Küche mit alten und teilweise schiefen Hängeschränken sowie einem sehr alten Modell eines Gasherds. Zu seiner Rechten befindet sich ein großer Raum, augenscheinlich ein ehemaliges Wohnzimmer. Das Licht der Lampe gibt ein wenig den Blick auf verstaubte, alte Möbel und eine Sofalandschaft frei. Im Halbdunkel meint der Zwerg eine weitere Tür zu sehen. An den Wänden hängen alte, vergilbte Poster und Landschaftsbilder, die aber wohl schon weit über 50 Jahre alt sind und auch dementsprechend aus sehen. Alles in allem ist zwar alles leicht verdreckt und staubig, im Gegensatz zum Hausflur kann man es sich hier jedoch einigermaßen wohnlich machen.
Vorsichtig drückt Gunther die Eingangstür zu, die mit einem leisen Klicken ins Schloss fällt. Er zieht die abgestandene und verstaubte Luft in seine Lungen, während er weiter ins Wohnzimmer geht. Augenscheinlich ist schon eine ganze Weile niemand mehr hier gewesen. Er sieht eine breite Fensterfront zu seiner Linken, und wie er vermutet hat sind die Rollläden des Zimmers geschlossen. Erstaunt stellt er fest, dass es noch nicht einmal einen elektrischen Antrieb gibt, um die Fensterverblendung zu öffnen, sondern nur einen alten, speckigen Gurt. Es ist etwas mühsam und erfordert ein wenig Kraft, der Mechanismus scheint eingerostet zu sein und protestiert laut, trotzdem hat Gunther wenige Augenblicke später die Rollläden geöffnet.
Sein Blick fällt auf eine Einrichtung, wie sie vor etwa 30-35 Jahren Gang und Gäbe war. Eine Sofalandschaft, die an vielen Stellen abgewetzt und offenbar durchgesessen ist, nimmt den größten Teil dieses Raumes ein. Niedrige Schränke in braun und weiß stehen an den Wänden, über einem der Schränke in der Ecke hängt ein großer Monitor. Der Vorbesitzer dieser Wohnung scheint großen Wert auf dieses Gerät gelegt zu haben, denn im Gegensatz zum Rest der Einrichtung ist es relativ neuwertig und gehört nicht gerade zu den Geräten aus dem Billigpreis-Segment.
Auch hier befinden sich Bilder und gerahmte Poster an den Wänden, und von der Decke hängt eine seltsam aussehende Lampe. Sie ist aus Metall und mehrere geschwungene Metallbügel führen zu einem kleinen Topf an der Decke. An den Bügeln befinden sich insgesamt sechs Leuchten, die alle in unterschiedliche Richtungen zeigen
Vor dem Sofa steht ein niedriger Tisch, auf dem sogar noch eine Flasche Wein und drei Gläser stehen. In einem Aschenbecher, welcher aus einem seltsamen, rötlichen Stein besteht, befinden sich mehrere Kippen. Unter dem Tisch liegt ein ehemals heller Teppich, dunkle, rostfarbene Flecken und anderer Dreck haben ihn allerdings leiden lassen. Auf den Schränken liegen nur drei Gegenstände: ein schwarzer Stein, eine helle, schlanke Vase sowie ein elektronisches Gerät, welches Ähnlichkeit mit einer Fernbedienung hat.
[==>forward: Ankunft, Teil 7]